24-26 Juli 2015
Hier war alles etwas anders. Gerald, der bisher die ganze Saison die Fahne des R-R-Teams hochgehalten hat, ist diesmal nicht dabei. Er ist im wohlverdienten Urlaub und macht - wen wundert’s - nichts anderes als sonst: Motorradfahren. Er erklimmt mit der Enduro irgendwo in Bosnien den Balkan.
Damit aber auch das R-R-Team in Schleiz die CSBK unterstützt, wurde kurzerhand ein Gastfahrer angeheuert. Was ganz gut passt, da der schnelle Hansi Münich (nicht ganz unbekannt in der Szene) sowieso damit geliebäugelt hatte, die UT, welche 2014 von Holger Behnke zum Meisterschafts-Sieg in der AMA Klasse geführt wurde, zu erwerben. Also gleich 2 Fliegen mit einer Klappe. Unterschlupf im Fahrerlager für die UT gewährte Achim Leye der 2011 für das R-R-Team fuhr , inzwischen aber in eigener Regie unterwegs ist. Danke nochmal auf diesem Wege!
Was der Hansi mit \"Ute\" angestellt hat, kann er am Besten selbst erzählen:
Was macht der engagierte Rennfreund, wenn sein Motorrad nicht mehr will? Er sucht sich den noch engagierteren Team Chef und schildert ihm, wie schnell er bestimmt mit dessen Motorrad um den legendären Kurs in Schleiz beim 7. und 8. Lauf der CSBK fahren könnte…
So ist es mir gelungen, Olaf davon zu überzeugen, mich in Schleiz unter seine Fittiche zu nehmen und mir dort den Start auf der legendären grünen Ute zu ermöglichen. Immerhin das Meistermotorrad 2014 AMA unter dem schnellen Holger Behnke. Das waren große Fußstapfen aber nachdem ich so die Klappe aufgerissen hatte, musste ich jetzt dazu stehen und die Freude über die Zusage war noch größer als die Aufregung.
Und wie das so bei den guten Racern ist, hat mich Manuel Keller mit seinem Wohnwagen ausgerüstet und ich konnte mich mit dem besten Weib von allen auf den Weg nach Schleiz machen. Dort angekommen, empfing uns Olaf bereits gemeinsam mit Achim ( # 999 mit piekfeiner GPZ 1100 B2 ) mit komplett aufgebautem Zelt und Wohnmobil . Die grüne Ute grinste mich fies an und redete was von ` dass sie schon von ganz anderen Helden rangenommen worden sei `… Naja, jetzt bin ich hier, dann fahr ` ich auch.
Als Ute dann mal aufgewärmt werden sollte, hatte sie aber ganz schön Husten und brachte kaum ein Wort raus. Nach kurzer Untersuchung stellte der Notarzt fest, dass die Vergaser von der Reinigung und Überholung ohne Düsen zurück geschickt wurden. Was soll man sagen? Spricht aber für das Moped, daß sie überhaupt gelaufen ist. Wie immer blitzblank und bereit, mir mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Die 154 aufgeklebt, dann sollte es was werden.
Freies Training, los geht’s. Olaf schob mir die aufgewärmte, getankte und wirklich sauber am Gas hängende Ute unter den Hintern, natürlich waren Rasten, Lenker und Armaturen auf mich eingestellt und die Schaltung auf mehrfachen Wunsch einer einzelnen Person umgedreht. Man muss ja an den hundertstel Sekunden feilen…
Nach vorsichtigem Einrollen konnte ich dann mal ein bisschen am Quirl ziehen und da kam wirklich Freude auf, da wackelt nix, es bremst als würdest Du vor die Wand fahren und der Motor hat richtig Bums.
Die Berg- und Talbahn von Schleiz war wie immer ein großer Spaß , allerdings gabs dieses Jahr eine echte Herausforderung: an einigen Ecken blies der Wind so heftig, dass man richtig gegenhalten musste, um nicht von der Strecke gepustet zu werden.
Als ich dann reinkam, gab mir Olaf noch den unbezahlbaren Tipp, doch mal Vollgas zu geben. Aha.
So hab ichs dann im Quali gemacht. Dabei sind mir schon die Augen reichlich groß geworden. Da gehts schon ganz schön rund auf der Ute. Die Jungs mit denen ich mich sonst immer rumärgern musste, waren doch ganz schön weit hinter mir und ich hab mich mit für mich neuen Gesichtern und Mopeds anlegen müssen. Da die Ute aber genau das macht, was man ihr sagt, hab ich ihr mal deutlich gemacht, dass ich da dran bleiben will. Hat soweit geklappt. Ist sehr schön, wenn man nicht immer alles auf der letzten Rille geben muss… Zudem man das ja nicht auf einen Moped macht, das man freundlicherweise zur Verfügung gestellt bekommen hat.
Dann hab ich mir auch nen feinen Startplatz im Mittelfeld rausgefeilt und alle waren zufrieden.
Als dann am Nachmittag auch die Startampel ausging, hab ich mir nach einer Gedenkminute überlegt, doch mal mitzufahren. ( ich denke, Olaf hat fast ein Stück aus der Boxenmauer rausgebissen, als er mich so gemütlich hat losfahren sehen..Sorry dafür )
40 wilde Reiter zogen am Kabel und ich hab noch soviel Erinnerung wie nach einer Fieberfantasie.
Die böse Ute hat sich mal von den anderen Jungs und Mädels nichts gefallen lassen und mir ständig was von `jetzt gib mal Gas, der Holger hat`s mir immer so schön besorgt..` in den Helm gebrüllt. Böses Mädchen. Ständig hat sie irgendwo das Vorderrad in die Luft gehalten und ich hab mir mehrfach vorgestellt, wie ich sie nach einem wildem Ausritt aus dem Gemüse ziehen würde und ich mich nur durch eigene Ritualerdrosselung dem zu Stein erstarrten Olaf entziehen könnte. War aber nix.
Zwar hat irgendwann der hintere Schlupfen deutlich gemacht, dass er jetzt keine Lust mehr hat und das Schmieren angefangen aber da hat die Ute einfach mit dem Hintern gewackelt. Der liebe Olaf hat schon ganz schön Gehirnschmalz ins Fahrwerk gesteckt. So hats am Ende doch tatsächlich noch für nen Pokal in der AMA gereicht.
Abends haben wir uns und die Zelte wegen dem Wind ein bisschen festgebunden und den erfolgreichen Tag mit grünem Schnaps gefeiert. Die grüne Ute hingegen hat im Zelt gestanden und was von `Morgen könntest Du aber schon mal so wie der Holger das immer gemacht hat…` gebrabbelt. Pffft. Weiber!
Am Sonntag hab ich dann mit Ute zum Warm Up ein paar Runden gedreht und wir sind uns noch ein bisschen näher gekommen. Messerscharfes Mädel, lenkt ein wie der Teufel und ist trotz heftiger Leistung in meinen Geschwindigkeitsbereichen ganz entspannt zu fahren. Langsam reifte ein Entschluss in mir…
Olaf hat dann wieder akribisch Rennen 2 vorbereitet, Sprit, Luftdruck, Batteriespannung, Schraubenkontrolle. Alles auf höchstem Niveau. Und immer wieder die Frage an mich, ob alles passt oder er noch was anpassen solle. Ehrlich gesagt war der Input der Maschine für mich so hoch, dass ich keine Infos geben konnte, sondern nur blöde grinsend dabei gestanden hab und fahren wollte.
Achim konnte diesmal nicht mitspielen, seine B2 hat ziemlich Öl gespuckt und er wollte nicht noch mehr kaputt machen, daher hat er taktisch klug auf einen Start verzichtet. Lieber in den Motor reinschauen und für Oschersleben bereit sein.
Den Start hab ich wieder ein bisschen verpennt, nach einem heftigen Startunfall wurde jedoch neu aufgestellt. Nicht schön , aber für mich die nächste Chance.
Da hab ich dann erfahren, dass das Ergebnis aus Olaf und Kawasaki durchaus mit der der chemischen Reaktion von Kalisalpeter, Schwefel und einem brennenden Zündholz vergleichbar ist.
Ich hab`s dann einfach so gemacht, dass ich soviel wie möglich von den Anderen überholt hab und die böse, grüne Ute hat schön gewütet. Heftige Kämpfe am Anfang, danach konnte ich mich frei fahren und habe dann leider ein etwas einsames Rennen sicher mit dem dritten Platz nach Hause gefahren. Klar, dass dieser Platz auch ein paar Ausfällen geschuldet war, aber letztlich hab ich zum zweiten mal auf dem Podium in der AMA gestanden.
Zum Ende sei erwähnt, dass Olaf die Spritmenge so exakt berechnet hatte, dass der Tank komplett leer war und lediglich in den Schwimmerkammern der Vergaser ein bisschen Sprit stand. So spart man Gewicht. Profis eben.
Ergebnis dieses genialen Wochenendes war ein Handschlag zwischen Olaf und mir, der weitere Pläne besiegelt hat. Männervertrag.
Hansi M. / UT-Versteher