02-05 Oktober 2015
Nachdem die ersten Gehversuche mit der bösen Ute ganz gut verlaufen waren, haben wir uns mal fix für die letzten Läufe der CSBK angemeldet. Diese fanden Anfang Oktober in Oschersleben im Rahmen des Biketoberfestes statt. Lederhosen, Blasmusik und laute Mopeds- da müssen wir hin.
Gesagt, getan. Olaf war noch ein bisschen im Urlaub, dafür bin ich mal nen Tag früher hingefahren, um die Strecke auswendig zu lernen und Asphaltproben im Labor zu analysieren. Ein Großteil der Truppe hatte noch Zusatztrainings am Freitag gebucht, um einen gewissen Vorteil zu haben…Ob sich das lohnt galt es noch zu beweisen. Ich hab die Zeit damit zugebracht, die Mopeds der Konkurrenz ein bisschen schlecht zu machen und Allen zu erzählen, dass die Kombination Ute und Hansi nicht zu biegen sei. Psychologische Kriegsführung ist doch irgendwie alles. Hab ich gedacht.
Jedoch musste ich feststellen, dass die Herren der AMA Serie gerade zum Saisonende wieder ganz schön nachgelegt hatten und war mit auf einmal nicht mehr ganz so sicher, ob ich an denen so einfach vorbei kommen würde. Da fiel mir doch so ne wilde Suzuki aus dem Hause Mende auf, die vor Kraft kaum laufen konnte. Und der Fahrer ist ja auch kein Nasebohrer. Der verehrte Vorsitzende hatte das Herz seines Atomkatapultes aus dem Hause Ingo Superbike dem Gott der Materialermüdung geopfert und trat mit einem angeblichen Serienmotor an. Serie heißt hier Vierventiler, der eh schon nicht weiß wohin mit seinen Hormonen, fetteste Vergaser und Schüle Anlage. Dazu noch die lebensverneinende Fahrweise von Malte mit nachgedachtem Fahrwerk. Danke.
Der schnelle Seb hatte seine bunte Bol D`or am Start, Thorsten fährt ja dieses Jahr auch AMA und hat sich eine wild mutierte Honda zusammengebraten und Achim mit seiner blitzsauberen B2 ist auch immer ein Gegner, der nicht zu unterschätzen ist. Andere Herren muss man auch immer auf dem Zettel haben, zumal ja in der CSBK alle Klassen zusammen fahren und man immer wieder mit Piloten anderer Klassen trefflich die Schwerter kreuzen kann. Denn auch hier gilt: der Kampf geht weit über die eigene Klasse hinaus, auch andere müssen niedergerungen werden. Das sollte ich dieses Wochenende mal wieder am eigenen Leib erfahren dürfen.
Nachdem mir die Jungs der Benzinsportgruppe Sexymen Asyl gewährt hatten ( geschlafen hab ich in Manuels VW-Bus, den er mir für meine Rennversuche zur Verfügung gestellt hatte ), natürlich standesgemäß mit Rindsworscht, Äppler und gutem Bier, zog ich am nächsten Morgen vom Standplatz der CSBK auf die Händlerstandfläche um. Geschuldet war dies dem Umstand, dass über 40 Starter gemeldet waren und der Platz auf dem zugewiesenen Bereich nicht ausreichte.
Also: Achim geschnappt und mit ihm zusammen Quartier gemacht. Da hat der Zimmermann aber auch wieder alles aus seinem formschlüssig beladenen Bus rausgeholt, was rein ging. Zwei Pavilions, Tische , Bänke, Grill, Stühle, Kühlschrank, Werkzeug, Startmaschine, Musik und lecker Rum…und am Schluß noch die Orangene, die wieder ganz gesund war, obwohl sie sich in Schleiz ganz schön Husten eingefangen hatte. Der Rest der Truppe trudelte dann auch ein, zum Teil richtig genervt von ewigen Staus rund um Oschersleben mit stundenlangen Standzeiten. Auch Olaf kam und der Stress war ihm anzusehen. Jetzt war aber unsere Wagenburg komplett und wir konnten Pläne schmieden. Zuvor hat aber einer neben uns seinen Anhänger aufgemacht und da praktisch Utes Schwester rausgezogen. Da haben wir nicht schlecht gestaunt, als uns der sympathische Marc erzählt hat, wie er in den Weiten des Internets geforscht hat und dabei auf Ute stieß. Und da hat er sich mal alle Fotos und die Beschreibung genau angeschaut und sich davon sehr inspirieren lassen. Tiptop aufgebautes Moped, sozusagen mit Werksunterstützung von VW mit viel Knowhow gebaut. Ihr Kleidchen hatte zwar eine andere Farbe, doch die Verwandtschaft zu Ute war unverkennbar. Und ein starkes Herz hatte sie auch. Es schien aber so als wäre sie ein bisschen übertrainiert, denn wenn sie das rennen anfing, wurde ihr schnell ziemlich heiß und sie musste an die Box um nicht ernsthaft Schaden zu nehmen. Da aber Olaf echt ein fairer Sportsmann ist, konnte er Marc die richtigen Tipps geben. Er wird sie sich über den Winter zu Herzen nehmen und kommt dann im nächsten Jahr wieder. Ernstzunehmender Gegner, fuhr früher streng Supermoto. Warten wir es ab.
Ute war von Olaf wieder ein bisschen verbessert worden und hatte auch neue Reifen drauf. Waren nur ein bisschen groß die Schlappen. Da hatte ich mich wohl ein bisschen in der Größe für ihre zarten Füße vertan. Naja, ein schönes Mädchen kann ja nichts entstellen und so ging es in aller Frühe bei niedrigsten Temperaturen und stahlblauem Himmel los. Da war aber aufgrund des wirklich kalten Asphaltes und der neuen Reifen zartes Rollen angesagt. Ein bisschen anfreunden hat noch nie geschadet, zudem es ja noch zwei weitere Sessions gab. Im Q 2 hab ich es dann ein bisschen mehr laufen lassen und wir haben uns dann wirklich gut verstanden. Olaf hat wieder in gewohnt professioneller Art auf jede Kleinigkeit geachtet und konnte mir ein paar wirklich hilfreiche Tipps geben, um meinen Fahrstil zu verbessern. Damit waren dann auch die Rundenzeiten besser geworden und ich konnte im Q 3 einen Startplatz in der sechsten Reihe herausfahren. Naja, so wirste kein Weltmeister mehr aber bei 15 Startreihen muss man ja zufrieden sein.
Den ersten Start hab ich dann natürlich mal wieder ein bisschen verpennt, konnte dann aber wieder einige Plätze gutmachen und hatte mich schön freigefahren, als das Rennen nach heftigem Abflug eines Gaststarters abgebrochen wurde. Restart, nochmal von vorn. Fast dasselbe Bild, und dann hat sich leider vor den neu montierten Benzinfiltern ein Luftpolster gebildet. Die brauchen halt mehr Druck von oben. Also: vor dem nächsten Rennen ein bisschen mehr Sprit rein, Olaf hat die Filter anders montiert und fertig ist der Lack. Ärgerlich wars halt, dass ich auf Platz drei der Klasse AMA liegend ausgefallen bin. Aber Jammern gilt nicht, es gibt ja noch einen zweiten Lauf. Und da werden wir sie panieren, die die jetzt schon hinter mir waren. Ute hat echt alles gegeben. An ihr lags nicht. Zumal Olaf ja auch dafür gesorgt hatte, dass wir uns noch besser verstehen als in Schleiz. Zierte doch den Tank ein kleiner aber feiner Aufkleber mit meinem Namen. Auf die Details kommt`s halt an!
Abends gabs dann vor ganz großem Publikum die erste Siegerehrung, viel Bier und Dickebacken Musik. Wir haben es uns in unserem Zelt gemütlich gemacht und die Taktik für den nächsten Renntag besprochen. Wie es scheint sind wir dann aber auch in den Topf mit grünem Schnaps gefallen...
Ein Glück war es in dieser Nacht nicht so kalt und wir mussten am nächsten Morgen kein Eis kratzen. Das wäre auch dem einen oder anderen schwer gefallen. Also frisch ans Werk und nochmal Sprit auslitern, Luftdruck prüfen und der Ute die Reifenwärmer anziehen.
Kurzes Warmup zur letzten Überprüfung und dann war schon das letzte Rennen der Saison angesagt.
Diesmal bin ich ein bisschen besser vom Start weggekommen, mit dem Ergebnis, dass ich in der ersten Links ganz schön ( gefühlt ) im Gedränge war. Da die Bremsen aber wie Beton sind, sich dabei aber ganz fein dosieren lassen, konnte ich mich da ganz gut raushalten und los ging die wilde Jagd. Einige konnte ich noch holen, den schnellen Eric auf seiner Bol D`or und Silvio auf seiner GSX-R 1100 musste ich regelrecht niederkämpfen; da konnte man ganz gut beobachten, wie sich drei verschiedene Klassen untereinander beharkten. Heftiger, aber fairer Kampf. Letztlich hatten sie aber der Ute nichts entgegenzusetzen. Ich habe noch einige Gegner überholen können und konnte mich dann auch frei fahren, langsam aber sicher scheint das was zu werden mit uns zwei...
Ergebnis war dann, dass ich den dritten Rang in der AMA herausfahren konnte und doch tatsächlich auf dem Treppchen stand. Gutes Gefühl, vor mir waren Malte und Chr. Mende. Da muss ich noch ein bisschen trainieren, um mich mit den Jungs messen zu können. Aber die nächste Saison steht ja vor der Tür und Ute ist fest gebucht. Hoffen wir, dass es nächstes Jahr ein bisschen weniger und vor Allem nicht so heftige Stürze gibt, denn davon hatten wir 2015 wirklich genug.
Und ich hoffe auch, dass uns Olaf weiter mit Rat zur Seite steht, denn nur mit ihm sind diese Ergebnisse möglich und die AMA scheint ja 2016 etwas mehr Zulauf zu bekommen. Die Konkurrenz schläft nicht und ich werde hart an mir arbeiten, um wenigstens ein bisschen die großen Fußstapfen auszufüllen.
Ein fettes Dankeschön an Alle, die mich unterstützt haben, für das Vertrauen und die Hilfe. Ohne Euch wär das nicht möglich gewesen und ich freu mich schon auf das, was kommt. Olaf hat ja noch ein ganz heißes Vintage Eisen im Feuer und vielleicht wird sie ja auch bald wieder standesgemäß ausgeführt, dann stehen uns wieder tolle Rennwochenenden und eine super Gemeinschaft bevor!
Gruß, der Hansi